Fachdienst Psychologie Johannesheim


Psychologische Beratung, Diagnostik & Therapeutische Ansätze

Während sich das pädagogische Konzept unserer Wohngruppen an verhaltenstherapeutischen Prinzipien orientiert – z.B. Punktepläne, Zielvereinbarungen, verhaltensabhängige Freiheiten, Konsequenzen bei Fehlverhalten – arbeiten wir  ressourcen-, klienten-, körperorientiert und traumatherapeutisch.

Viele Jugendliche sind bei ihrem Einzug noch nicht in der Lage, von einem klassischen psychotherapeutischen Vorgehen zu profitieren, da sie nicht wissen, was sie wollen und zwar therapie- nicht aber veränderungswillig sind, zudem haben sie oft Vorbehalte gegenüber Psychotherapie.

Daher richte ich mich nach Milton Ericksons Grundsatz der Utilisation: Was auch immer der Jugendliche mitbringt, ist der Ausgangspunkt unserer gemeinsamen Arbeit. „Symptome“ werden als (dysfunktionale) Lösungsversuche gesehen und legen die Spur zu der grundlegenden Problematik. Ziele entstehen erst im Prozess des gemeinsamen Tuns.

Ressourcenorientierte Biographiearbeit

Bei diesen jungen Menschen arbeite ich zunächst daran, ihren persönliche Schatzkiste an Ressourcen (Stärken, Kompetenzen) zu füllen. Mit vielen kreativen Methoden durchkämmen wir ihren bisherigen Lebensweg, auf der Suche nach Kompetenzen, Talenten, Kraftquellen, Vorbildern, Vorlieben, Phantasien, Träumen, Menschen, die unterstützend gewirkt haben, gute Erinnerungen. Belastende Erinnerungen bekommen erstmal einen guten, sicheren Platz und werden erst später bearbeitet.

Denn erst, wenn der junge Mensch weiß, was ihm gut tut, was er gut kann, was er will oder warum er liebenswert ist, gelingt es ihm, Zutrauen in seine eigenen Fähigkeiten zu finden. Somit legen wir die Grundlage für eigene Lebensziele und erreichen eine Stabilisierung der emotionalen Befindlichkeit, welche Grundvoraussetzung für eine traumatherapeutische Arbeit darstellt.

Eine wertschätzende, respektvolle und bedingungslos wohlwollende Grundhaltung der Therapeutin vermittelt den Jugendlichen zusätzlich neue, positive Erfahrungen.

 

Ressourcenorientierte Naturtherapie & Therapeutisches Bogenschießen:

Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Ressourcen erarbeite ich mit den Jugendlichen zumeist in der Natur weitere Kraftquellen und Kompetenzen, die auf impliziter, archetypischer Ebene stabilisierend wirken. Das therapeutische Bogenschießen z.B. lässt die jungen Menschen in die Rolle des Jägers oder Kriegers schlüpfen, symbolisch lernt er, sich zu verteidigen oder zu ernähren – seine unbewusste Überzeugung, lebensfähig zu sein, wächst.

Da diese Art der Arbeit Selbstverantwortung und Zuverlässigkeit voraussetzt sowie auf naturschonende Weise durchgeführt wird, schult sie diese Bereiche zusätzlich – eine therapeutische Allianz entsteht auf natürliche Weise, der Glaube an sich selbst wächst, Schwierigkeiten werden in einen neuen Bezugsrahmen gesetzt (Mensch als Teil eines sich selbst regulierenden Systems).

 

Körpertherapeutische Ansätze, Skills-Training & narrative Methoden

Manche Jugendliche bewegen sich nicht gerne in der Natur oder sie haben Vorbehalte. Sie profitieren eher von körperorientierten Ansätzen wie Bewegungs-, Atem- oder Entspannungsmethoden, von Metapher-Geschichten, Achtsamkeitsübungen oder Fantasiereisen.

Achtsam mit dem eigenen Körper umzugehen, ist ihnen oft noch fremd und sie lernen nun, die Grenzen ihres Körpers wahrzunehmen und wohlwollend auszuweiten, ihren Körper im Allgemeinen wahrzunehmen, wertzuschätzen und Vertrauen in ihn zu finden. Körperempfindungen bekommen eine angemessene Bedeutung (Hunger => Essen, Frieren => anziehen….) und die Selbstverantwortlichkeit für das eigene Wohlbefinden wird schrittweise aufgebaut.

Ebenso fremd ist vielen jungen Menschen zunächst ihre Fähigkeit, auf ihre Gedanken und Gefühle Einfluss zu nehmen. Diese Selbstregulation wird durch Mentalisierungsübungen (z.B. die eigenen Gedanken beobachten, aufschreiben) gefördert. Dies ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Missbrauch psychoaktiver Substanzen.

 

Suchttherapie: Motivational Interviewing

Der missbräuchliche Konsum von Alkohol, Kokain, Cannabis oder anderen Substanzen dient den Jugendlichen häufig zur Regulation ihrer Befindlichkeit und Emotionslage. Werden Jugendliche auffällig – wir machen regelmäßige Drogentests – arbeiten wir zunächst gemeinsam daran, die Motivation für den Konsum zu analysieren. Die Jugendlichen lernen ihr Suchtverhalten im Zuge von Gesprächen distanziert und sachlich zu betrachten, ihre Motivation, den Substanzkonsum zu kontrollieren wird gefördert. Diese Motivation ist am stärksten, wenn sie „von innen“ kommt – aus eigener Entscheidung, orientiert an eigenen Zielen. Gemeinsam erarbeiten wir Wege aus der Sucht und Strategien zur Rückfallprophylaxe.

Gelingt es Jugendlichen nicht, ihren Substanzmißbrauch ohne medizinische Unterstützung zu kontrollieren oder ist ein „kalter Entzug“ zu risikoreich, vermitteln wir ihnen Therapieplätze in spezialisierten Kliniken zur Entgiftung und Entwöhnung.

Fehlt dem Jugendlichen jedoch die Einsicht oder ist er/sie nicht bereit, an ihrem Substanzmißbrauch zu arbeiten, animiert ein/e Jugendliche/r gar noch andere zum Konsum,  kann dies den Ausschluss aus der Einrichtung bedeuten!

 

Traumatherapie anhand der Ego-State-Therapie, Polyvagaltherapie, Brainspotting

Die meisten Jugendlichen in unserer Einrichtung weisen mehr oder minder schwere Traumatisierungen in ihrer Kindheitsgeschichte auf. Diese Traumata wirken sich auf die mentalen Muster, die emotionale Stabilität und andere psychische Bereiche ein Leben lang aus. Ebenso können durch diese Traumata körperliche Symptome, zuweilen krankheitswertige, entstehen oder gefördert werden, insbesondere chronische Schmerzen.

Erst wenn die Jugendlichen ausreichend Vertrauen und Veränderungsbereitschaft aufgebaut haben, arbeiten wir an der Auflösung (früh)kindlicher Traumata. Der Einbezug von Körperwahrnehmungen nimmt dabei einen wichtigen Raum ein – die Jugendlichen lernen, direkt Einfluss auf ihr Nervensystem und damit auf ihre Befindlichkeit zu nehmen, ohne auf Substanzen zurückgreifen zu müssen. So finden sie zu mehr emotionaler Stabilität, welche die Grundvoraussetzung für das Auflösen der Traumata darstellt.

Sind Jugendliche nicht in der Lage, frühkindliche Trauma, Alkoholabhängigkeit oder Persönlichkeitsstörungen nur durch die „ambulante“ psychologische Arbeit im Rahmen ihres Aufenthaltes in den Griff zu bekommen, arbeiten wir mit spezialisierten Kliniken zusammen. Wir organisieren z.B. eine dreimonatige Traumatherapie oder Alkohol-Entwöhnung, bereiten die Jugendlichen darauf vor, halten den Kontakt während der stationären Therapien und führen die Jugendlichen nach einem längeren klinischen Aufenthalt Schritt für Schritt wieder zurück in ihren Alltag in der WG.

 

 

Dipl.-Psych. Sonja Schlaak

 

 

 

 

 

 

 

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